Operationen des "grünen Stars"
Beim Glaukom besteht ein Missverhältnis zwischen der Produktionsmenge der vom Ziliarkörperepithel gebildeten Flüssigkeit, dem Kammerwasser, und dem Abfluss dieses Kammerwassers durch das schwammartige Trabekelmaschenwerk in den darunter liegenden "Schlemmschen" Kanal, der es wie eine Ringleitung in die Venen ableitet.
Wenn weniger abfliesst als produziert wird steigt der Druck!
Die Folge ist zunehmende Schädigung des Sehnerven durch diese krankhafte Erhöhung des Augeninnendrucks.
Lässt sich trotz Anwendung der neuesten sehr wirksamen Medikamente eine ausreichende Senkung des Augeninnendruckes nicht erreichen, muss eine chirurgische Maßnahme ergriffen werden.
Getreu dem medizinischen Motto "so wenig wie möglich und soviel wie nötig"
gibt es hier eine Stufenleiter der operativen Therapie.





Laserbehandlung:

"Iridotomie" mit Nd-YAG Laser. Bei dem sogenannten chronischen Engwinkelglaukom oder bei einem akuten Glaukomanfall wird mit Nd-YAG Lasers eine Öffnung in die periphere Regenbogenhaut (Iris) angebracht. Die Energie des Laserlichtes wird im mechanische Energie umgewandelt. Dies dient der Schaffung einer Umleitung für das Kammerwasser zwischen Hinterkammer und Vorderkammer des Auges. Dies ist beim akutem Glaukomanfall eine Notfallmassnahme, kann aber auch bei Patienten mit sog. "chronischem Engwinkelglaukom" zu einer dauerhaften Augeninnendrucksenkung beitragen.

Lasertrabekuloplastik mit Argonlaser. Dieses Verfahren war Anfang der 90er Jahre eine häufig durchgeführte Operation. Hierbei wird durch gezielte thermische Laserbehandlung des Trabekelmaschenwerkes mit dem Argonlaser (Photokoagulation) eine umschriebene Schrumpfung des Trabekelmaschenwerkes erreicht. Zwischen den behandelten Arealen kommt es dadurch zu einer Aufspreizung der Fasern des Trabekelmaschenwerkes, was den Abfluß in den "Schlemm Kanal " erleichtert. Dieses Verfahren ist sehr komplikationsarm, jedoch fand man bei vielen Patienten 5 Jahre postoperativ einen nachlassenden Effekt.

microchirurgische Operationen:

penetrierende Glaukomoperation(Trabekulektomie, Goniotrepanation). Nach Eröffnung der Bindehaut und Darstellung eines ca. 4x4 mm großen Skleraläppchens wird das Auge unterhalb dieses Skleraläppchens eröffnet. Danach wird eine kleine Öffnung in der Iris wie bei der Iridektomie angelegt, die den Kammerwasserfluss von der hinteren in die vordere Augenkammer ermöglicht. Durch Ausschneiden eines kleinen Stückchens der Lederhaut wird ein Abfluss nach außen unter die Bindehaut geschaffen. Dort bildet sich Fistel, die in ein Filterkissen leitet. Leider kann es als Komplikation zur Vernarbung dieses Filterkissens kommen, was einen erneuten Augeninnendruckanstieg zur Folge hat. Das Risiko hiefür ist besonders bei jüngeren Patienten und bei Zustand nach Voroperationen des Auges sowie langjähriger medikamentöser Augentherapie erhöht. Durch Anwendung von Zytostatika (Mitimicin C oder 5-Flurouracil) während und nach der Operation kann diesem Vernarbungsrisiko vorgebeugt werden. Leider haben diese Mittel ein relativ hohes Komplikationsrisiko (Bulbushypotonie, Sickerkissenatrophie, Hornhautrandgeschwüre, Zyklotoxizität, Retinotoxizität, späte Endophthalmitis u.a.)

Implantate zur Ableitung des Kammerwassers z.B. dauerhafter Silikonshunt (Ahmed Valve) können hier zum Einsatz kommen. Durch Vergrößerung der Sickerfläche soll hierbei eine dauerhaft ausreichende Filtration gewährleistet werden. Die Funktion eines solchen Systems sehen Sie im folgenden Absatz.

nicht penetrierende Glaukomoperation(tiefe Sklerektomie, Viskokanaliculostomie) Bei der tiefen Sklerektomie soll kein Kanal zur Erleichterung des Kammerwasserabflusses geschaffen werden, sondern der Bereich des "verstopften" Trabekelmaschenwerkes soll nach Eröffnung des Schlemm Kanals soweit ausgedünnt werden, dass der Kammerwasserabfluß erleichtert wird und sich der Augeninnendruck sich wieder normalisiert. Durch die Sklerektomie (Lederhautausschneidung) entsteht ein kleiner Hohlraum für die Flüssigkeit, der den Effekt der Operation erhöht. Damit dieser Hohlraum nicht zusammenfällt, werden visköse Substanzen (Healon GV, Healon 5) eingesetzt, die sich über einen längeren Zeitraum resorbieren oder permanent dort verbleiben. Dieser verlangsamte Heilungsablauf im Bereich der Sklerektomie ist gewünscht und erhöht die Chancen auf eine dauerhafte Augeninnendrucksenkung, meist weitere zusätzliche Medikation. Bei der Viskokanalostomie wird zusätzlich in die Öffnungen des Schlemm'schen Kanals eine extrem visköse Substanz (Healon GV, Healon5) injiziert, um diesen zu erweitern und die Öffnungen in der frühen postoperativen Phase vor einem Kollabieren zu schützen. Auch Kunsstoffimplantate für diesen Zweck sind in der Entwicklung. Man erhofft sich hierdurch eine stabile, direkte Fistelbildung zum Schlemm'schen Kanal, und damit der Wiederherstellung des normalen Abflussweges. Weitere Vorteile der tiefen Sklerektomie sind das geringere Komplikationsrisiko, da das Auge selbst nicht eröffnet wird. Bei ca. 80% der Patienten kann der erhöhte Augeninnendruck durch die tiefe Sklerektomie ausreichend und dauerhaft gesenkt werden.

Zyklodestruktive Operationen (Zyklokryokoagulation, Zyklophotokoagulation) Beiden Verfahren ist gemeinsam, dass ohne Eröffnung des Augapfels von aussen ca. 3mm hinter dem Hornhautlimbus über eine Sonde der Ziliarkörper thermisch teilweise verödet wird. Dies führt zu einer Redzierung der Kammerwasserproduktion und damit zu einer Augeninnendrucksenkung. Die Vereisung des Ziliarkörpers (Zyklopkryokoagulation) ist meist schmerzhafter als die Laserbehandlung (Zyklophotokoagulation). Die Laserbehandlung ist das neuere Verfahrenbei dem noch Langzeitergebnisse ausstehen. Beiden Verfahren ist eine etwas ungenaue Dosierbarkeit gemein. Dies führt bei Überdosierung zu einem Augendruck unter dem Normalbereich und zur Gefahr einer Augapfelschrumpfung. Ungeklärt ist noch welche langfristigen Folgen die Verminderung der Kammerwasserproduktion für Augenlinse oder Hornhaut hat. Zyklodestruktive Verfahren sind deshalb für Fälle reserviert, bei denen die "Abflussverbesserung" nicht ausreichend wirkt.





Implantate als Drainagesysteme

Wenn Sie auf das nebensthende Bild klicken, sehen Sie wie der Hersteller (Ahmed Glaucoma Valve TM) eines "flexible Plate" Systems den Abfluss von Kammerwasser durch ein Silikon-Drainagesystem darstellt ----------------------------------------------->






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